Bescheidene, aber originelle Startversuche…

Schon im Wilhelminischen Deutschen Kaiserreich wurde kurz nach der Jahrhundertwende in Wolbeck Fußball gespielt.

Der heute 85 jährige Altwolbecker Josef Deipenbrock erinnert sich lebhaft: „Unsere Schule lag damals im Schatten der Nikolaikirche an der Neustraße. In den Schulpausen verließen wir häufig das Gedränge auf dem eigen Schulhof und wechselten hinüber auf die andere Seite des Kirchplatzes, um dort ungestört in Holzschuhen oder barfuß Fußball zu spielen. Lederschuhe besaßen viele Kinder nur für den Sonntag. Den Fußball stellte uns die Schule zur Verfügung. Natürlich mussten wir höllisch aufpassen, dass im Eifer des Gefechtes kein Kirchenfenster beschädigt wurde. Das hätte großen Ärger gegeben.“

Der erste Sportplatz entstand dann in Form einer bespielbaren Wiese auf einer Anweide in der Nähe von Bischoffs Kotten an der Telgter Straße, wo damals die Familie Dietz wohnte. Mehr oder weniger gerade Bohnenstangen simulierten die Torpfosten, ein möglichst tief gehender Grassensenschnitt planierte provisorisch den Untergrund.

Um sich den weiten Anmarsch aus dem Wigbold dorthin ein wenig zu erleichtern, lieh sich Josef Deipenbrock in seiner Nachbarschaft beim Fahrradgeschäft Heinrich Damman an der Hofstraße ein uraltes Motorrad der Marke Miele, das in vielen Teilen noch aus Holz bestand, schwang sich mutig hinauf und gelangte in abenteuerlicher Fahrt unter großer Lärm- und Qualmentwicklung zum damaligen Wolbecker Sportplatz.

Mit von der Partie waren außer Josef Deipenbrock die mindestens ebenso fußballbegeisterten August Dieckmann, Hubert Grabbe, Adolf Gerdes, Josef Genius, Hubert Jäger, August Lange, Richard Weigel und andere. Auch 20 – 30 lautstarke Zuschauer gab es damals schon bei den Fußballspielen. Wie heute feuerten sie „ihre“ Mannschaft an und hielten mit guten Ratschlägen nicht hinter dem Berg. Später wurde dann auf einer Weide am Grenkuhlenweg gegenüber dem Bauernhof Breul Fußball gespielt, aber der Ausbruch des ersten Weltkrieges setzte fast allem fußballerischen Treiben der Wolbecker Jugend ein Ende, zumal die materiellen Engpässe im Laufe der harten Kriegsjahre immer größer wurden. Erst nachdem die größten Mangelerscheinungen nach dem verlorenen Krieg überwunden waren, nahm auch das sportliche Leben in Wolbeck wieder einen neuen Aufschwung.

Dafür sorgte zunächst der Jugend- und sportbegeisterte Vikar Reukes von der Pfarrgemeinde St. Nikolaus. Auf den Wiesen in der Nachbarschaft der früheren Vogelrute in der Petersheide wurde ab 1920 ein neuer provisorischer Sportplatz eingerichtet und Fußball gespielt. Weitere junge Fußballtalente waren inzwischen herangewachsen. Dazu gehörten Clemens Schwaer, Heinrich Schulte, Alfons Sültemeyer, Richard Weigel, Artur Heilbron, Bernhard Niehues Bröker, Clemens Genius, Kurt Marx und die Gebrüder Averdung aus Angelmodde. Nach den Fußballspielen traf man sich zu Gesellschaftsspielen und zum gemütlichen Beisammensein im Gesellschaftsraum der Gaststätte Mentrup am Kirchplatz.

Einen festen Sportplatz gab es damals immer noch nicht, man blieb auf Platzsuche und Wanderschaft, denn auch Wiesen und Weiden auf Sültemeyers Gelände hinter Bauer Sandfort gegenüber Edelkötter und an der Hiltruper Straße gegenüber Bauer Hamsen mussten in der Folgezeit als Fußball-Felder herhalten. Zur Austragung besonders wichtiger Fußballspiele fuhr man mit dem Fahrrad auch schon mal nach Gremmendorf, wo gegenüber dem Bahnhof bereits ein richtiger Sportplatz bestand.

WESTFALIA WOLBECK

Unter dem Namen Westfalia Wolbeck und der umsichtigen Leitung des Vorsitzenden Dr.Kemper gab es dann ab 1925 bereits eine Senioren- und eine Schülermannschaft. Stolz wurde von den Fußballspielern auf der linken Brustseite der Trikots das von Maler Hubert Linnernann entwickelte Vereinsemblem „WW“ getragen. In den Vereinsfarben Grün-Weiß liefen bei den Senioren damals auf das Feld in der Aufstellung von links nach rechts: Theo Gerdes, Ewald Elbersrnann, August Gerdes, Theo Heimann, Bernhard Quiel, Willy Böckmann, Josef Schulte, Heinz Reifeld, Heinrich Naber, Heinrich Reisener und Hubert Linnemann.

Als Sportplätze fungierten Niehoffs Weide auf dem Esch und das Krankenhaus-Kämpken, die in den Vereinsfarben Grün-Weiß gestrichen waren. Dieser Platz lag aber sehr tief, war schlecht entwässert, bildete in den feuchten Wintermonaten ein regelrechtes Wasserloch und konnte deshalb auch nur als Übergangslösung angesehen werden. Ausweichmöglichkeiten boten sich später vorübergehend am Berler Kamp und auf der Petersheide an.

Wegen der großen Arbeitslosigkeit konnte die gesamte Platzanlage nach vielen unentgeldlich geleisteten Arbeitsstunden vollständig in Eigenleistung innerhalb der verhältnismäßig kurzen Zeit von zwei Jahren erstellt werden. Sie erhielt sogar eine Aschenlaufbahn und Sprunggruben für leichtathletische Wettkämpfe. Wenn man bedenkt, welch einfache Arbeitsgeräte damals dafür zur Verfügung standen, dann war das schon ein äußerst respektable Leistung, auf die alle am Sportplatzbau Beteiligten mit Recht stolz sein konnten.

1932 war es dann endlich soweit: Ein feierlicher Festzug bewegte sich unter Teilnahme der Abordnungen vieler Wolbecker Vereine von der Nikolaikirche durch das Wigbald zum neuen Sportplatz, über dessen Eingangstor sich eindrucksvoll das Begrüßungsschild spannte: „Kampfbahn DJK Burgrnannen Wolbeck‘. Dieser neue Vereinsname des Wolbecker Sportvereins ging auf einen Vorschlag des damaligen Pfarrvikars Kuhlmann zurück, der nun als Präses die Vereinsleitung übernahm, und sollte an die große geschichtliche Vergangenheit Wolbecks erinnern. Im festlichen Rahmen – ganz Wolbeck war auf den Beinen – nahm Ortspfarrer Alfers die feierliche Einweihung der neuen Sportanlage vor, zu der auch bereits einfache Umkleidekabinen in einem renovierten angrenzenden Schuppen gehörten.

Durch diese für damalige Verhältnisse sehr fortschrittliche Kampfbahn nahm der Sportbetrieb in Wolbeck einen großen Aufschwung. Moritz Falke stiftete eine komplette Trikotgarnitur für die gesamte Seniorenmannschaft und einen neuen Fußball bester Qualität. Als Schiedsrichter der Fußballabteilung fungierten nun Clemens Genius und Franz Voß. Ballwart wurde Peter Baumeister. Vereinslokal war jetzt der Gasthof „Zum Tiergarten“ der Familie Bockolt an der Hofstrasse

ABENTEUERLICHE AUSWÄRTSSPIELE

Ein großes Problem blieb allerdings zunächst weiterhin bestehen: die Bewältigung der weiten Fahrten zu den Auswärtsspielen. Sogar gegen Havixbeck, Nottu!n oder Drensteinfurt mussten die Wolbecker Fußballer und Betreuer jeweils mit Fahrrädern anreisen. Dass dann beispielsweise ein Auswärtsspiel in Havixbeck – mit. Hin- und Rückfahrt rund achtzig Kilometer – zu einer Tagesreise wurde, kann man selbst leicht an den fünf Fingern abzählen. Hinzu kam, dass unterwegs des öfteren eine Reifenpanne oder ein anderer Defekt an den Fahrrädern zu beheben war. Einmal musste die gesamte Mannschaft sogar Taxen zu Hilfe rufen, da gleichzeitig mehrere Fahrräder streikten. Trotz aller widrigen Umstände wurde der Spielbetrieb aber stets aufrechterhalten, ja sogar noch weiter ausgebaut, da alle aktiven und passiven Mitglieder sich voller Begeisterung unermüdlich für den Verein einsetzten.

So hatte die 1. Seniorenmannschaft 1935 ein Meisterschaftsspiel in Buldern zu bestreiten. Seit drei Jahren war Buldern auf eigenem Platz ungeschlagen. Nach langer Anfahrt – natürlich mit dein Fahrrad – machten sich die Wolbecker zielstrebig ans Werk, den Heimnimbus der Bulderer zu brechen. In der Anfangsphase war der Spielverlauf noch ziemlich ausgeglichen, aber dann wurde die DJK Mannschaft der ßurgrnannen Wolbeck zusehends stärker und erspielte sich Torchance auf Torchance. Heinrich Reifeld, der zur den besten Spielern der damaligen Mannschaft gehörte, ließ dann zweimal dem Buldernschen Torhüter keine Möglichkeit zum Eingreifen, und Wolbeck führte überraschend mit 2:0 Toren. Erst kurz vor dem Abpfiff gelang dem Mittelstürmer von Buldern der Ehrentreffer.
Meistermannschaft 1933

Georg Avrdunk – Josef Schulte – Rudi Stricker – Heinz Reifeld

Alfons Mentrup – Bruno Barzack – Zwei vom Arbeitsdienst-

Die Sensation war perfekt: Buldern wurde nach drei Jahren erstmals wieder geschlagen und noch dazu auf eigenem Platz. Der Wolbecker Jubel war riesengroß.

Natürlich blieben manchmal kleinere Pannen nicht aus. So waren zum fälligen Meisterschaftsspiel in Amelsbüren gegen den dortigen Sportverein fünf Minuten vor dem Spielanpfiff erst sieben Wolbecker Spieler zur Stelle. In letzter Minute traf dann noch Georg Averdung ein, da der Schiedsrichter schon ungeduldig wurde, lief Georg mit einem Fußballschuh und einem Straßenschuh auf das Spielfeld, damtt der Schiri endlich anpfeifen konnte. Sofort nach dem Anpfiff wurde er dann vom Spielleiter zurück in die Kabine geschickt, um dort den zweiten Fußballschuh und sein Trikot anzuziehen. Mit nur acht Spielern wurde das Spiel trotzdem überlegen mit 4:0 Toren gewonnen.

Da es inzwischen dunkel geworden war, musste zur Rückfahrt die Fahrradbeleuchtung eingeschaltet werden. Das wollte und wollte an Anton Reifelds Rennrad – er war neben Ewald Augstein und. Willy Böckmann auch noch Radrennfahrer – trotz aller Bemühungen absolut nicht funktionieren. – Egal, dann wurde eben ohne Licht gefahren~ Natürlich stand am Ortsausgang von Amelsbüren prompt wachsamen Auges der Ortsgendarm startbereit auf seinem Dienstrad falls der Gesetzesbrecher ohne Licht seine Stoppzeichen mit der Dienstlampe tatsächlich einfach übersehen sollte. Wer aus dem sich anschließend entwickelnden Verfolgungsrennen als haushoher Sieger hervorging, mag sich jeder selbst ausmalen.

Später transportierte der Spediteur Heinrich Schmeken dann mit seinem LKW die Wolbecker Fußballer zu den Auswärtsspielen gegen Fußballmannschaften in weiter entfernten Ortschaften. Als Sitzplätze dienten jeweils in der Nachbarschaft organisierte und zweckentfremdete Gartenbänke. Manchmal waren auf diesem LKW vorher Kohlen transportiert worden. Dann mussten die Wolbecker Spieler bereits unter die Dusche bzw. Pumpe, bevor des Fußballspiel überhaupt begonnen hatte, da der Schiedsrichter sie bei der anschließenden Passkontrolle teilweise überhaupt nicht hätte identifizieren können.

DAS VORLÄUFIGE ENDE

In den Jahren nach der Machtübernahme 1933 waren den Nationalsozialisten die kirchlich beeinflussten DJK-Sportvereine zunehmend ein Dorn im Auge. Im Rahmen der Gleichschaltungsmaßnahmen wurden ihre Rechte mehr und mehr beschnitten und diese Vereine schließlich vollständig aufgelöst. Auch dem Wolbecker Sportverein DJK Burgmannen Wolbeck sollte dieses Schicksal nicht erspart bleiben Der damalige Fußballobmann Theodor Gerdes, der aufgrund einer schweren Sportverletzung sein aktives Fußballspielen hatte aufgeben müssen und seine Sporterfahrung dem Verein nun in umsichtiger geschäftsführender Leitungsarbeit zur Verfügung stellte, erinnert sich noch so genau, als wenn es gestern gewesen wäre.

„Eines Tages kam meine Mutter ganz aufgeregt ins Zimmer gestürzt und rief entsetzt: ‘Junge, di wöllt se verhaften!‘ Tatsächlich standen zwei SA-Männer in ihren braunen Uniformen vor der Tür. !Heil Hitler!‘ schnarrten sie und rissen den Arm in die Höhe. Sie verlangten die sofortige Herausgabe aller Vereinsunterlagen, der Stempel, der Spielerpässe, der Vereinsabzeichen, der Briefköpfe, der Spielbetriebsformulare, der Vereinsanschriftenlisten und der Mitgliederkartei.“

Was konnte der junge Fußballobmann Theodor Gerdes gegen sie schon ausrichten? Er zuckte resignierend mit den Schultern und sagte: „Nehmt doch gleich die ganze Kiste mit!“ Den dienstbeflissenen Hitlerschergen brauchte er das nicht zweimal zu sagen. Sie beschlagnahmten alles und verschwanden ebenso schnell wieder wie sie gekommen waren – und mit ihnen auf Nimmerwiedersehen alle Unterlagen des damaligen Wolbecker Sportvereins. Wahrscheinlich wurden sie kurz vor Kriegsende im Frühjahr 1945 im Rahmen der von den Nazis gründlich durchgeführten „Absetzungsmaßnahmen vor den näherrückenden Feind“ zusammen mit vielen anderen wichtigen „verräterischen“ Papieren und Akten verbrannt. So erklärt es sich, dass aus der gesamten Geschichte des Wolbecker Sportvereins heute keine schriftlichen Unterlagen mehr existieren. Alle überlieferten Einzelheiten aus der damaligen Zeit mussten in mühsamer Kleinarbeit anhand mündlichen Berichten heute noch lebender Augenzeugen zusammengetragen werden.

Der Sportverein DJK Burgrnannen Wolbeck wurde damals mit inzwischen bereits einschlägig bewährten Methoden gezielt und bewusst umfunktioniert in ein willfähriges Organ der Nazipropaganda. Gleichschaltung nannte man das. Parolen wie „Gut ist, was dem Staate nützt!“ und „Ein Volk, ein Reich, ein Führer!“ machten die Runde. Demgegenüber hatte alles andere zurückzutreten.

Was das im einzelnen bedeutete, wurde bald nur allzu klar. Auf dem mühsam in jahrelanger Eigenleistung erstellten Wolbecker Sportplatz wurde künftig nicht mehr nur Sport betrieben. Es fanden dort auch SA-Aufmärsche, Sonnenwendfeiern mit heidnischem germanischen Gepränge und Bannerwettkämpfe der Hitlerjugend statt. Das Hitlerwort: „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde!“ stand nun über allen sportlichen Bemühungen, die hauptsächlich der vormilitärischen Ausbildung zur Wehrertüchtigung dienen sollten. Mit Ehrenabzeichen und Siegerkordeln hin bis zum HJ-Dolch wurde die gesamte Jugend auch in Wolbeck zum Mitmachen und Mitmarschieren animiert. Die bösen Folgen und das bittere Ende ahnten damals nur wenige voraus. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 kam dann das restliche sportliche Vereinsleben in Wolbeck wieder fast vollständig zum Erliegen wie schon 1914.

NEUBEGINN NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG

Schon bald nach Kriegsende setzten sich einige sport-begeisterte Mäviner aus Wolbeck, die zum Teil schon vor und während des Krieges aktiv gewesen waren, zusammen und ließen den Sportbetrieb wieder aufleben.

Die Neugründer nach dem Krieg legten auch den neuen Namen fest. Man einigte sich auf den Namen „Verein für Leibesübungen“, wie aus den Unterlagen zu ersehen ist.

Es wurde unter dem neuen Namen ein Antrag, übrigens in englischer und deutscher Sprache, an die Militärregierung in Telgte gerichtet, um den VfL Wolbeck zu gründen. Dieses Schreiben datiert vom 11. Oktober 1945. Das bezeugt, daß man in Wolbeck schon sehr bald nach dem Krieg bereit war, den Sportbetrieb wieder aufzunehmen.

Mit der Neugründung vom 6. Oktober 1945 sollte der Spielbetrieb im Bereich Fußball wieder aufleben. Gemeldet wurde dem Westdeutschen Spielerverband, da die Genehmigung am 7. November 1945 eingegangen war, eine Senioren- und eine Jugendmannschaft mit einer Mitgliederzahl von 3OAk-tiven und 15 Inaktiven.

Zu den Aktiven der ersten Stunde und wohl auch der ersten Mannschaft gehörten die Spieler: Fritz Dieckmann Heinrich Reifeld, August Diekrup, Rudi Haves, Heinz Czauderna, Josef Oberschelp, Berni Wulfers, Franz Falkenberg, Willi Bomholt, Paul Schmitz, Herbert Forsthove, Heini Kuschat.

Im Vereinslokal Bockolt, das auch schon vor dem Krieg Vereinslokal gewesen war, versammelte man sich, um den neuen Vorstand des VfL Wolbeck zu wählen:

1.Vorsitzender (Alfons Reisener ), 2. Vorsitzender ( Robert Rettich ),Obmann ( Josef Oberschelp ), Kassierer ( Josef Zurstraßen ).

Zunächst wurden wohl nur „Freundschaftsspiele“ im heutigen Sinne absolviert. Der Spielbetrieb im Kreis Münster begann am 7. 11. 1946 in zwei Gruppen zu je zehn Mannschaften. In Gruppe 2 begann der Spielbetrieb für den VfL Wolbeck mit dem ersten Spiel gegen VfL Alverskirchen unter der Leitung von Dr. Schniidt. Leider ist der Ausgang dieses Spiels der Redaktion nicht bekannt.

Für die ersten Spiele mussten die Trikots aus alten Hakenkreuzfahnen angefertigt werden;und die Stutzen wurden von Fußballmüttern, -frauen und -bräuten gestrickt. Das Trikotwaschen besorgte Frau Anni Schwaer für 1 Mark (Reichsmark).

Im neuen Vereinslokal Stutter ab etwa 1946 stand für die Gäste im Hof eine Pumpe für die Reinigung nach dem Spiel zur Verfügung. Schwierigkeiten konnten im Winter eintreten, wenn die Pumpe zugefroren war.

Zu den Auswärtsspielen führ man zunächst mit Fahrrädern (wer sich erinnert:. Mit Vollgummi, ohne Platten). Für weitere Fahrten und auch für die jugendlichen Fans wurden dann für die Wolbecker Fuhrunternehmer von der Militärregierung Sonntagsfahrten zu den Fußballspielen genehmigt. Die Firmen Pins, Elshoff und Sutthoff stellten für die Fahrten ihre LKW zur Verfügung. Den mitgefahrenen Fans des VfL Wolbeck machte es gar nichts aus, wenn sie von einem Auswärtsspiel, das gewonnen wurde kohlrabenschwarz nach Hause kamen, weil der Fuhrunternehmer am Tage vorher wertvolles schwarzes Gut befördert hatte.

Der erste Erfolg der frühen Bemühungen stellte sich bereits im Jahre 1947 ein. Die 1. Mannschaft — inzwischen hatte sich im Jahre 1946 eine 2. Fußballmannschaft und eine Damenhandballmannschaft etabliert – wurde in der Gruppe 1 Kreis Münster Erster und mußte gegen die Mann -schaft VfR Münster (damals bekannt unter Reichsbahn Münster), dem Gruppenmeister der Gruppe 2 zu einem Entscheidungsspiel antreten und verlor.

Der VfL Wolbeck spielte weiter in der Kreisliga und bereitete sich auf den Aufstieg in die Bezirksliga vor. Mit nur drei Minuspunkten und ohne Niederlage wurde die Mannschaft in ihrer Gruppe 1949 Meister. Diese Mannschaft schaffte mit ihrer Spielerbesetzung sportliche Höhepunkte auf dem Sportplatz an der Heidestraße, dort wo heute das Gymnasium Wolbeck steht.

In der Erinnerung vieler Wolbecker wird heute noch eines der letzten Spiele dieser Serie sein (wohlgemerkt ohne Niederlage), als Saxonia Münster in Wolbeck 10 Minuten vor dem Ende des Spiels noch 3:1 führte und dann das Spiel 3:3 endete.

Die aufsteigende Mannschaft wurde betreut von Obmann Heinrich Ruhe. Die Zugehörigkeit zur Bezirksliga dieser sehr erfolgreichen Mannschaft dauerte drei Jahre. Ein Neubeginn mit einer verjüngten Mannschaft begann im Jahr 1954 und sie erarbeitete einen Wiederaufstieg im Jahre 1958.

Der Aufstieg war besonders mühsam, weil 3 Mannschaften der Kreisliga punktgleich waren. Entscheidungsspiele zwischen Telgte, Kinderhaus und Wolbeck entschieden über den Aufstieg.

In der Wolbecker Mannschaft spielten: W. Bomholt, H.Zumdick, J.Wiewel, K.H. Drosselmeier, Karl Adämer, B.Wiewel, H. Schlautmann, K. Fragel, H. Runten-berg, Josef Kuhlmann, A.Zumdick. Die Spiele um die Kreisrneisterschaft wurden besonders spannend. Im ersten Spiel in Sassenberg wurde 5:4 gewonnen. Das Rückspiel in Wolbeck wurde mit gleichem Ergebnis verloren, wobei Josef Wiewel drei prachtvolle Eigentore gelangen. Das Entscheidungsspiel sah dann Wolbeck als Kreismeister mit dem Endergebnis 3:2.

Wechselnde Erfolge hatte der VfL Wolbeck in den nächsten Jahren in der Kreisklasse. Man mischte meistens oben in der Tabelle mit und der Gruppensieg wurde oft nur knapp verfehlt. Die Zuschauer waren in den Zeiten der Aufstiege und Abstiege immer treu geblieben. Ein findiger Fan des VfL Wolbeck, August Dieckmann, nutzte den guten Besuch aus, indem er am Sonntagvormittag Stühle und Liegestühle zum Sportplatz schaffte. und sie für 50 Pfennig bzw. 1,— DM vermietete.

Das Gelände um den Sportplatz hatte sich im Laufe der Zeit verändert. Rundum waren einfache Häuser gebaut worden und manches Mal gab es Ärger mit den neuen Nachbarn, weil ein Ball in den Garten geflogen war.Das Rasenmähen besorgten zu dieser Zeit die Schafe eines Sportplatznachbarn.

Der Sportkamerad Heinz Pennekamp, der ein Behelfsheim ( am Sportplatz bewohnte, baute in den Jahren 1957/58 ein Haus. Dadurch war es möglich, seine alte Unterkunft als Wasch- und Umkleideräume zu benutzen. Als Waschgelegenheit wurden für die Mannschaften elf kleine Zinkwannen beschafft, mit denen oft auch Unfug getrieben wurde. Waschen konnte man sich jedoch nur mit kaltem Wasser. Besser wurden die Verhältnisse erst, als der VfL Wolbeck 1962 mit dem Bau einer Duschanlage und Umkleidekabinen begann. Auf das mit vielen Stunden Eigenleistung der Sportkameraden erstellte Gebäude war man mit Recht stolz hatte man doch nun eine echte Verbesserung der sanitären Verhältnisse erreicht.

Doch ohne viel Aufhebens und zum Ärger des Vereins wurde dieses Gebäude bereits 1972 für den Bau des Kindergartens „Von-Holte-Straße“ dem Erdboden gleich gemacht.

1966 war es dann soweit. Dem VfL Wolbeck gelang der Wiederaufstieg in die Bezirksliga. Ein Jahr zuvor war der Aufstieg an einem verschossenen Elfmeter gegen Borussia Münster gescheitert.

Auch dieses Mal dauerte die Zugehörigkeit zur Bezirksliga nur zwei Jahre. Mitte der fünfziger Jahre hatte ursprüngliche Bezirksligamannschaft sich als „Alte-Herr Mannschaft“ gemausert, die von Josef Breul betreut wurde und lange Jahre zusammenspielte.

SCHLECHTE ZEITEN FÜR DEN VFL WOLBECK

Ende der sechziger Jahre wurde von der Amtsvertretung beschlossen, in Wolbeck ein Gymnasium zu bauen. Auserkoren wurde dafür das Gelände des Sportplatzes Wolbeck. Mit Beginn der siebziger Jahre wurde an dieser Stelle mit dem Bau begonnen, ohne dass für den VfL Wolbeck ein Ersatzplatz errichtet wurde.

Der Platz wurde zunächst verlegt und verkleinert. Vernünftiger Spielbetrieb war unter diesen Bedingungen auf dem Sportplatz nicht mehr möglich. Es fanden in Wolbeck nur noch Jugendspiele statt. Die Senioren mussten unter dieser Zwangslage auswärts spielen. Zunächst absolvierte der VfL Wolbeck zwei Jahre in Rinkerode und dann ein Jahr in Sendenhorst seine Heimspiele. In diesen Jahren stand es auch um die sportlichen Belange schlecht; die Zuschauer blieben verständlicherweise aus und in der Saison 1971/72 entging unsere Mannschaft nur knapp dem Abstieg. Trost suchte man bei einem Bier im Vereinslokal Mentrup, das im Jahr 1964 von Stutter nach hierher verlegt worden war. Auch heute ist die Gastwirtschaft Mentrup noch Vereinslokal des VfL Wolbeck.

Ab August 1972 wurde dem VfL Wolbeck gestattet, die Heimspiele auf dem neuerrichteten Sportplatz in Angelmodde West ausgetragen; und schon stellten sich auch wieder Erfolge ein. Nach Abschluss der ersten Serie belegte unsere Mannschaft immerhin den 3. Tabellenplatz.

Für die Spielzeit 1973/74 stand dem Verein wieder ein eigener Sportplatz ( „bespielbare Wiese“ ) in Wolbeck zur Verfügung. Dieser Platz war an der Stelle, wo sich heute der Hartplatz befindet. Doch die Freude währte nicht lange; nach einem Jahr waren die Platzverhältnisse wieder so schlecht, dass der VfL Wolbeck mit den Seniorenmannschaften wieder nach Angelmodde ging. Bis zum Bezug des neuen Sportgeländes in Wolbeck im Jahre 1979 spielte der VfL mit unterschiedlichem Erfolg in der Kreisliga A.

Abriss der Vorkriegszeit

Die ausführliche Chronik des VfL Wolbeck wurde bereits 1985 anlässlich des 75-jährigen Vereinsjubiläums von Bernie Roer und Rudi Kuschat vorgelegt.

In dieser Festschrift sind daher aus den ersten Jahren nur die wichtigsten Daten aufgeführt und einige Kuriositäten der Nachkriegszeit geschildert. Wir haben uns bemüht, in der aktuellen Ergänzung vor allem Augenzeugen zu Wort kommen zu lassen. So werden die Berichte authentischer und greifbarer. Dabei kann es natürlich vorkommen, dass einige Ereignisse nur kurz angerissen werden bzw. unerwähnt bleiben.

In grauer Vorzeit … 1910 – 1945

1910

Gründung des Vereins unter dem Namen „Westfalia Wolbeck“, gespielt wird auf freien Wiesen und Feldern rund um den Wigbold (z.B. Petersheide, Vogelrute, Grenkuhlenweg, Sandbach)

1925

Der Verein hat eine Schüler und eine Seniorenmannschaft, die in grün-weißen Trikots mit dem Emblem „WW“ antreten. Zur gleichen Zeit besteht in der Alten Schule eine Turn- und Sportriege.

1932

Einweihung der „Kampfbahn DJK Burgmannen Wolbeck“, in Eigenleistung erstellt, geeignet für Leichtathletik und Mannschaftssport

Seit 1933

Die Sportanlage wird im Sinne des NS-Systems umfunktioniert (Aufmärsche der Hitlerjugend, Sonnenwend-Feiern, vormilitärische Ausbildung). Ende der 30er Jahre Beschlagnahme sämtlicher Vereinsunterlagen durch die „Behörden“ im Zuge der Gleichschaltung, Unterwerfung, Selbstunterwerfung und Angleichung aller gesellschaftlichen Organisationen und Institutionen unter das NS-Regime. Die Unterlagen des VfL werden  wahrscheinlich Anfang 1945 verbrannt.

Fakten und Kurioses 1945 – 1983

06.10.1945

Gründung des „VfL Wolbeck“ mit 30 aktiven und 15 inaktiven Mitgliedern, jeweils eine Jugend- und eine Seniorenmannschaft

07.11.1945

Genehmigung des Spielbetriebes für den „VfL Wolbeck“ durch die Militärregierung in Telgte.

25.08.1946

Erstes Fußballturnier in Wolbeck und Start einer Damenhandballmannschaft.
Akteure erinnern sich: Else Becker ( geb. Hamsen ) berichtet: Ich versuche, mich an die Zeit des Frauenhandballs in Wolbeck zu erinnern. Lang, lang ist`s her! Nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa Ende 45, Anfang 46 hatte  der Obmann des VfL, Josef Oberschelp, die Idee und den Mut, erstmalig eine Frauenhandballmannschaft in Wolbeck auf die Beine zu stellen. Unterstützt wurde er dabei von Heinz Pennekamp, dem damaligen Torwart  der Herrenfußballmannschaft des VfL, der auch das Training bei uns übernahm. Training war auch eine Zeit lang die wichtigste Aufgabe. Gespielt wurde auf dem alten Fußballplatz hinter Giese. Eine Turnhalle gab es in  Wolbeck noch lange Zeit nicht. Handball auf einem „Fußballplatz“! Da waren Laufen – Zuspielen, Laufen – Zuspielen die zeitraubenden Aktionen und dann der Abschluss auf ein Fußballtor von 2,44 x 7,32 m. Hohe  Spielergebnisse gab es selten, bis auf eine dicke Packung beim Heimspiel gegen die Frauen von Preußen Münster mit 1:15 Toren (das hat weh getan!).

Zu Auswärtsspielen fuhr uns Peter Gövert mit seinem LKW. Wir saßen mehr schlecht als recht auf der „Ladefläche“. Die weiteste Tour dieser Art brachte uns zu einem kleinen Turnier nach Dortmund-Huckarde. Ich war die Jüngste in der Truppe und musste für meine Spielberechtigung sogar eine ärztliche Bescheinigung vorlegen. Als dann am 18. Juni 1948 die Währungsreform kam und wir für eventuelle Auslagen die knappe und  wertvolle D-Mark beibringen sollten, hat sich unsere Truppe doch ziemlich sang- und klanglos aufgelöst. Schade drum; denn rückblickend war es doch eine schöne Zeit: SPORT in der MANNSCHAFT!
Else Becker

03.12.1946

Antrag für Einrichtung der Turnerriege im VfL Zur gleichen Zeit bemühen sich unsere „Urgesteine“ Theo Overmann, Paul Reisener und Peter Gövert (zusammen 197 Jahre Mitgliedschaft beim VfL) um eine  Wiederbelebung der Fußballabteilung. Trikots fehlten, da mussten alte Hakenkreuzfahnen umfunktioniert werden. Lederbälle waren kaum zu bekommen und die Tore auf der alten Wiese bekamen Netze aus Drahtgefl echt. Paul Reisener erinnert sich (er machte eine Lehre in Darup), dass die ersten Tore dort gebildet wurden aus zwei Bohnenstangen und einem „Querbalken“ aus englischen Feldpostleitungen. Er war einer der Ersten, die nach dem Krieg in Wolbeck Fußball spielten und ein Wichtiger dazu, da er das Handwerk eines Sattlers gelernt hatte und mit seinen Nadeln die defekten Bälle nähen konnte. Es geht sogar das Gerücht, dass diese Nadel, bewusst gestochen in einen intakten Spielball, einen Spielabbruch provozierte und somit eine Wolbecker Niederlage verhinderte. „Damals haben wir noch im Sepp-Herberger-System gespielt, mit Läufern und drei Stürmen“, sagt Overmann und grinst. „Stimmt“, ergänzt Reisener, „und du konntest dabei immer richtig gut bölken.“ Ein verstohlener Blick in Richtung seines ehemaligen Mitspielers. Kurze Pause. Dann ein Lachen. „Da bin ich heute aber wesentlich ruhiger geworden“, entgegnet Overmann – vor allem am Platz des VfL, den beide noch immer regelmäßig am Wochenende aufsuchen.

In der Saison 1949/50 wurde die Mannschaft um Overmann ungeschlagen Kreisliga-Meister. „Das war schon etwas Besonderes“, sagt der Wolbecker. „Genau wie die sechs Folgejahre in der Bezirksklasse. Und später bei den Alten Herren und als Fußball-Obmann hat es auch immer Spaß gemacht.“ „Wir sind beide echte Wolbecker“. Zu den Auswärtsspielen fuhr man mit Rädern mit Vollgummibereifung. Das konnte sich manchmal etwas hinziehen, denn Havixbeck oder Reckenfeld lagen nicht unbedingt in Stadtnähe. Dann sprang Peter Gövert ein: Er war Fahrer des Fuhrunternehmens Helmut Pins und stattete zum Wochenende seine Ladefl äche mit  Gartenbänken aus. „Es war reichlich umständlich, denn jede Fahrt musste von der Militärregierung in Telgte genehmigt werden.“ Auch für die zu transportierenden Mitfahrer ergaben sich größere Schwierigkeiten, wenn der „Büssing“ an den Vortagen Kohle geladen gehabt hatte. Da konnte es vorkommen, dass vor der notwendigen Passkontrolle die Gesichter einmal übergewaschen werden mussten, da der Schiedsrichter sonst die Pässe nicht hätte kontrollieren können. „Kompliziert wurde es, wenn zu viele Fans mitreisen wollten. Da Stehplätze verboten waren, musste mehrfach gefahren werden, und so konnte es auch mal passieren, dass die letzte  Gruppe nur einen kleinen Teil der zweiten Halbzeit miterleben durfte“, erinnerte sich Peter Gövert. Und es soll auch schon mal eine Bank an der Brücke vor dem Reichsbahnplatz (heute ESV) hängengeblieben sein …

Auf der Suche nach dem erwähnten Fahrzeug sind wir fündig geworden: Auf der Haube des Büssings sitzt der Fuhrunternehmer Helmut Pins. Das Bild stellte seine in Israel lebende Ehefrau zur Verfügung.

01.04.1947

Mitgliedsstärke des Vereins:
60 Senioren (über 18 Jahren), 31 Junioren, 21 Seniorinnen, 10 Juniorinnen

09.04.1947

Der Verein erhält vom Verband vier Paar Fußballschuhe für seine 1. Mannschaft (Empfangsbestätigung von Forsthove, Schmitz, Pennekamp, Krimphoff ); geförderte Grundausstattung: elf Trikots, drei Pullover, drei Bälle, eine Pumpe, ein Collonilfett, ein Netz.

1960

Gründung der Alten Herren.
Theo Overmann wird erster Vorsitzender.

03.05.1975

Das Spiel des Jahrzehnts: Damenfußball Dorf gegen Heide.
Im November 1974 lud Franz Golavsek, Vorstandsmitglied Ende der 40er Jahre, die erste Mannschaft zum gemütlichen Abend ins Vereinslokal Mentrup ein. Ein paar Tage vorher hatte das Spiel „Dorf gegen Heide“ stattgefunden und es gab rege Gespräche. Dabei kam bei den Frauen und Freundinnen der Spieler die Idee auf, auch einmal ein solches Spiel zu bestreiten. Schon am nächsten Montag fand in der Halle der Nikolai-Schule von 21 bis 22 Uhr das erste Training statt, das allerdings zehn Minuten früher beendet werden musste, weil die Damen sich zu einer kurzen Spielerbesprechung im „Schlösschen“ treff en wollten, um dort bis weit nach Mitternacht zu „diskutieren“. Nach fast einem halben Jahr Training, an dem jede Woche 10 bis 15 Damen teilnahmen, wurde das Spiel für den 3. Mai 1975 angesetzt. Eine Woche vor dem Anstoß fuhren die Spielerinnen  sternförmig in die Nachbargemeinden, um dort mit eigens entworfenen Plakaten auf das große Ereignis hinzuweisen. So war nicht nur ganz Wolbeck auf den Beinen: Alles strömte zur „Alten Wiese“ (heutiger Ascheplatz).  Die Damen trafen sich auf dem Markt und zogen in den Trainingsanzügen ihrer Freunde bzw. Männer in Begleitung des Spielmannszuges zum Sportplatz. Die Angaben zur Zuschauerzahl schwanken heute zwischen 800  und gefühlten 3000. Auf dem Sportgelände war alles vorbereitet, natürlich von den Damen organisiert. Zahlreiche Buden luden zum Essen, Trinken und Spielen ein, eine kleine Kirmes gab es auch. Dann war es soweit:  die Damen liefen in ihren geliehenen Trikots ein, Fiffi Gerritzen griff zur Pfeife, Pfarrer Joseph Barenbrügge stieß an. Schon bald verfinsterte sich die Miene von Mannschaftsarzt Dr. Reiner Hösemann: Es begann zu  regnen und der Rasen wurde seifenglatt. Da die Spielerinnen in Turnschuhen spielten, kam es unter dem hämischen Gelächter der Zuschauer zu zahlreichen ungewollten Drehungen und Stürzen. Es entwickelte sich ein  amüsantes und hochklassiges Spiel. Man demonstrierte, was man im Training gelernt hatte und auch die Mannschaftsbesprechungen im „Schlößchen“ schienen ihre Wirkung zu zeigen. Manch gelungenes Passspiel und  spannende Torraum-Szenen erfreuten Jung und Alt und nach einem grandiosen Derby gewann die aggressivere und spielerisch bessere „Heide“ mit 5:0. Kurz vor Schluss hätte es fast den Anschlusstreff er gegeben, als eine Stürmerin des Dorfes bei einem Elfmeter die Torfrau auf eine harte Probe stellte, jene aber abwehren konnte und der Schützin der Ball wieder vor die Füße fiel. Doch sie drehte ab – weil sie glaubte, dass das Regelwerk ihr den Nachschuss verbot. Fiffi Gerritzen, der das Spiel in bekannter Manier gut laufen ließ und eine exzellente Schiedsrichterleistung bot, pfiff letztlich ab. Die Zuschauer waren begeistert und das unterlegene „Dorf“ war nicht unglücklich: Keine Verletzungen, einfach nur Spaß gehabt. Ein gelungenes Spiel des Jahrzehnts, das noch lange nach Spielschluss in den Wolbecker Kneipen für Gesprächsstoff sorgte. Und eine Spende  von fast 7000 DM für die Aktion Sorgenkind.
Manni Neuhaus

27.08.1979

Eröffnung der Bezirks-Sportanlage Wolbeck durch den Oberbürgermeister der Stadt Münster, Dr. Werner Pierchalla. Endlich hat der VfL für die damalige Zeit optimale Spiel und Entwicklungsbedingungen. Neue Baugebiete in der Nähe des Platzes und das neu errichtete Schulzentrum lassen den VfL besonders attraktiv werden.

Miterlebt: 1983 – 2010

Mädels, Minis, und Junioren „Eigeninitiative ist das Wolbecker Erfolgsrezept“, so titelte der WESTFALENSPORT in seiner Februarausgabe 1992, und die Jugendabteilung des VfL erreichte als erster Verein des Kreises den zweiten Platz im FLVW-Wettbewerb „Der zukunftsorientierte Verein“, verbunden mit einem Scheck der Essener Stifts-Brauerei über DM 1.500. Was war in den letzten zehn Jahren passiert? Um erfolgreich  Jugendarbeit zu leisten, reichen Engagement und Begeisterung nicht aus, denn die Finanzströme innerhalb eines Vereins konzentrieren sich meist auf den Seniorenbereich. Wir versuchten eine Neustrukturierung und  übernahmen die Jugendsatzung des Landessportbundes. Damit schufen wir uns eine finanzielle Basis und konnten über diese direkt erwirtschafteten Mittel selbst verfügen. Das heißt, die Überschüsse aus den Turnieren Mini-WM und Jugendsportwoche flossen direkt in die Jugendkasse. Damit wurde es möglich, Bedingungen für eine noch bessere Jugendarbeit zu schaffen (Trainerfortbildungen, Errichtung eines Kleinspielfeldes, Anschaff ung eines VW-Busses, Torwarttraining für alle Mannschaften und Aufbau einer Mädchenabteilung ). Jenseits des Sports konnten wir dann Ferienfreizeiten an der Nord- und Ostsee anbieten, im Weserberg- bzw.  Sauerland, sogar in der Toskana und in der Provence. An diesen Fahrten nahmen nicht nur Mitglieder teil, sondern auch Freunde und Bekannte. Ein Dank gilt den Mitgliedern der Jugendvorstände, die den Wolbecker  Fußball nachhaltig prägen sollten, denken wir an Berni Roer, Theo Beckmann, „Tönne“ Möllers, die Familie Pätz, an Harald Ranft und Peter Schmidt, an Peter Schillings und Jost Reinke. Später kamen Dietmar Henn,  Josef Ruppel, Klaus Peter Eichholz, Dirk Mentrup, Horst Maas und die Familie Eichholt hinzu, um nur einige zu nennen, die ehrenamtlich fast ein Jahrzehnt und mehr die Jugend engagiert unterstützten.

29.07.1987

VfL dreifacher Kreispokal-Sieger in den unteren Jugend-Klassen D, E und F. Jugendleiterin Thea Pätz war stolz darauf, die Austragung der Endspiele auf die Wolbecker Anlage geholt zu haben. Dreimal der VfL als  Finalteilnehmer und … dreimal gewonnen. Diese Siege konnten kein Zufall sein, hatte doch Thea Pätz in aller Aufregung bereits den VfL als dreifachen Kreispokalsieger in die Pokale eingravieren lassen. Dies war für den  Wolbecker Jugendfußball eine absolute Sternstunde. Mit einem Mal war der Verein über Stadt und Kreis hinaus bekannt geworden, ein Fundament, auf dem sich gut aufbauen ließ. Und der Erfolg ging weiter:

1989

F-Jugend: Gruppensieger der Hallen-Winterrunde, Zweiter der Feldmeisterschaft, E-Jugend mit Peter Schmidt: Herbstmeister und Meister der Staff el 1 (Torverhältnis 125:4), Hallenkreismeister, Turnierzweiter in Paris, D-Junioren (mit Klaus Gleditsch und Michael Siefke): Meister der Leistungsklasse, Kreispokalsieger, Kreismeister „Fußball macht Freude“, Teilnahme an der Westfalenmeisterschaft (ausgeschieden gegen Borussia  Dortmund auf dem legendären Borsigplatz), Vize-Westfalenmeister „Fußballtechnik“, C-Junioren (mit Raimund Möllers): Sieger der Leistungsklasse, Gewinn des Ligapokals, Aufstieg in die Bezirksliga. Diese Erfolge  ließen dann auch überregional tätige Vereine aufhorchen, Spieler wurden abgeworben. Und so nimmt es nicht Wunder, dass solche Erfolge in der B- und A-Jugend nicht mehr zu erreichen waren. Wir luden zu unseren  Turnieren ein und daraus ergaben sich auch Gegeneinladungen. Unsere damalige D-Jugend entwickelte sich so zur reisefreudigsten Mannschaft. Unvergessen bleibt ein Jugendturnier bei TuS Altenessen mit anschließendem Besuch des Pokalspiels beim größeren Bruder Rot-Weiß gegen die Bayern hinter dem Tor von Sepp Maier. Wolbeck war mit diesem Turnier im Pott „entdeckt“ und konnte sich weiterer Einladungen  erfreuen. Ein besonderer Erfolg war der Auftritt der D-Jugend im Parkstadion von Gelsenkirchen. Dort spielte man gegen die seit einem Jahr ungeschlagene D des S04 und gewann mit 3:2, nachdem man bereits nach neun Minuten sensationell mit 3:0 geführt hatte. Die Currywurst war verdient. Interessant war ein Turnier der „Nordlichter“ bei Concordia Hamburg: Hannover 96, FC St. Pauli, Holstein Kiel und Phoenix Lübeck. Am  Ende siegte Dynamo Dresden beim Spiel um den dritten Platz. Eine besondere Ehre war die Teilnahme an den internationalen Pfingstturnieren in Nienberge. Ajax Amsterdam (mit Jordi Cruyff ), Bayern München (mit  Markus Babbel), Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart und der FC Cardiff aus Wales waren neben ausgewählten einheimischen Mannschaften die Gegner. Und unsere C-Jugend schlug sich hervorragend, spielte gegen Cardiff 1:1, gewann gegen den VfB Stuttgart mit 2:0 und scheiterte erst im Halbfi nale mit 0:1 an Ajax Amsterdam. Dass Ajax Turniersieger würde, stand für die meisten fest, doch hatte man die Rechnung ohne  Bayer  Leverkusen gemacht. 4:0 hieß es für die Werks-Elf und Johan Cruyff , der damalige Trainer des FC Barcelona, überreichte persönlich die Pokale. Im Jahr darauf konnte der VfL auf diesem Turnier gegen seine namhaftesten Gegner spielen und verlor 1:0 gegen Bayern München und 8:0 gegen Inter Mailand.

Unsere internationalen Kontakte waren besonders intensiv nach Paris zum FC Nogent, der auch mehrmals mit seinem Betreuer Maurice Gregy Wolbeck besuchte. Auch unsere Freunde aus Riethoven und Sparta  Rotterdam waren fast zehn Jahre fest in unsere Jugendsportwochen eingeplant. Hochkarätig waren die „Revolutionsturniere“ in St. Petersburg, wo jeweils im November zum Abschluss der Saison Mannschaften aus  mehreren Ländern um Sieg und Pokale kämpften. Gespielt wurde in einer Eishockeyhalle auf Teppichboden. Auch im israelischen Rishon-le-Zion wurde gekickt, allerdings nur eine Halbzeit, da das Spiel bei sengenden 45 Grad gegen Hapoel Tel Aviv im gegenseitigen  Einverständnis abgebrochen werden musste …

16. – 23.05.1993

Internationales Jubiläumsturnier
Als Beitrag der Jugendabteilung des VfL zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Münster veranstalteten wir unser traditionell Internationales Turnier zum ersten Mal gemeinsam mit dem TuS Hiltrup. Es war zugleich die 7. Jugendsportwoche. Gespielt wurde auf beiden Anlagen und die Zusammenarbeit mit unserem Nachbarclub klappte ausgezeichnet. Europa-Flair beim VfL Das Europa der kleinen, aber auch großen (Fußball-) Freunde gab  sich ein Stelldichein auf dem  Sportplatz am Brandhoveweg. Junge Oranje-Kicker aus den benachbarten Niederlanden, kecke Fußballer aus dem Land der Trikolore sowie deutsche Fans des runden Leders aus  Schalke, Essen, Bielefeld, Gütersloh und Spexard zeichneten während der Sportwoche ein wahrhaft farbenprächtiges Bild. Die D- und E-Mannschaften von Werder Bremen, die zum ersten Mal beim VfL mit von der Partie  aren, sowie weitere 50 Teams aus Münster und Umgebung vervollständigten das Teilnehmerfeld. Die acht- bis zwölfj ährigen Jungen kannten beim geselligen Teil des Jugendtreff s mit „Europa Flair“ keine  renzen. Wohl aber auf dem Spielfeld. Dort ging es wie bei den Profis mit dem nötigen Biss zur Sache. Sobald sie jedoch den Platz verlassen hatten, lagen sie sich in den Armen, löschten gemeinsam mit einem kräftigen Schluck den Durst und stärkten sich in geselliger Runde. Auch sportlich profitierten die jungen Fußballer voneinander. Die Kicker von Sparta Rotterdam verfolgten das Spiel der französischen Teams vom FC Paris-Nogent hautnah,  und diese wiederum  erlebten die deutsche Fußballjugend. Am Sonntag, dem „Europatag“, hatten sich u.a. fünf Kreismeister aus nah und fern als Gäste angemeldet und bestritten niveauvolle Partien. In einem Einlagespiel kämpften die gastgebenden Wolbecker eine Halbzeit lang gemeinsam mit dem FC Paris-Nogent gegen Sparta Rotterdam – in der anderen sahen sie sich dann einer gemischten Elf von Sparta Rotterdam und FC Paris-Nogent gegenüber. Dass gemeinsame Aktivitäten nicht zu kurz kamen, dafür sorgte das Wolbecker Organisationsteam. Denn für die holländischen und französischen Gäste – es waren zahlreiche Eltern mitgereist – gab es  viel Abwechselung auch außerhalb des Spielfeldes. Noch vor Turnierbeginn hatten am Morgen eine Stadtrundfahrt und ein Bummel durch Münster auf dem Programm gestanden. Den Sonntag gestalteten die Gasteltern selbst mit weiteren Ausflügen ins Münsterland. Die Kontakte zwischen den Mitgliedern aus Reihen des VfL Wolbeck, Sparta Rotterdam und dem FC Paris-Nogent sind mittlerweile zu tiefen Freundschaften geworden. Die ein oder andere Familie hat mit ihren Freunden aus Holland oder Frankreich schon gemeinsame Urlaube verbracht …
Ein besonderer Dank gilt den Wolbecker Familien, die über 70 Gäste unterbrachten, und den Schulen, die kostenlos ihre Hallen zur Verfügung stellten.