MZ berichtet über Stille Seitenlinie

Wichtig ist neben dem Platz

Jugendfußball: Der VfL Wolbeck hat das Projekt „Stille Seitenlinie“ eingeführt

Samstag 10 Uhr auf der Sportanlage am Brandhoveweg. Auf der einen Platzhälfte läuft die Partie der U10-Junioren des VfL Wolbeck gegen Concordia Albachten, auf der anderen Seite duelliert sich die U9 der Gastgeber mit der SG Telgte.

14 Spieler, ein Schiedsrichter- auf den ersten Blick normale Jugendspiele. Der Unterschied zu anderen Partien liegt neben dem Platz, der Verein hat das Projekt „Stille Seitenlinie“ ins Leben gerufen.

„Eltern und Zuschauer dürfen sich bei Nachwuchsbegegnungen ausschließlich in Fan-Zonen aufhalten“, erklärt Jugendobmann Daniel Graffe. Die Längsseiten des Spielfeldes sind den Kickern, Trainern und Betreuern vorbehalten. „Die meisten Partien laufen eh gesittet und fair ab“, ergänzt er. Aber seit einem Schlüsselerlebnis macht sich der 25-jährige für das Projekt stark. „Bei einem U7-Spiel hat ein am Strafraum stehender Vater so lange seinen Sohn kritisiert, bis dieser in Tränen ausgebrochen ist.“ Vor Beginn der Rückrunde beschloss der Jugendvorstand das Thema umzusetzen. Die Idee stammt vom Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen.

Hinweise in der Einladung

Die Wolbecker weisen den Gastverein schon in der Einladung auf die Regelung hin, auf dem Sportplatz steht ein Aufsteller mit einem Plakat, der die Spielregeln noch einmal vor Augen führt. Zudem hat der Klub alle 21 Jugendmannschaften des VfL, von den Minikickern bis zur A-Jugend, per Mail früh auf die Idee hingewiesen. Die Umsetzung klappt reibungslos.
Die Zuschauer stehen auf der Laufbahn, mit drei Metern Abstand zur Spielfläche. „Der Trainer trifft die Entscheidungen, wir feuern an und haben Spaß. Würden wir auch Kommandos geben, wüssten die Kinder gar nicht, auf wen sie hören müssen“, so Alexandra Bühler, eine Mutter in der Fan-Zone.

Jonathan Wlotzka, Schiedsrichter beim VfL und Trainer der C2-Jugend ergänzt: „Das ist das Beste, was in den letzten Jahren eingeführt wurde. Gerade wenn man am Wochenende viel Zeit auf der Anlage verbringt, gibt es immer wieder Szenen mit Eltern und Zuschauern, bei denen ich mir denke: Was ist denn hier jetzt los?“ Sein Referee-Kollege Till Wöstmann hat gerade die U9-Partie abgepfiffen. „Die Eltern standen alle hinter der Bande hinter dem Tor, es herrschte eine sportlich faire Atmosphäre. Das habe ich früher schon ganz anders erlebt, da wurde teilweise der Schiri nach Abpfiff richtig angegangen. Oft verbal, in Ausnahmefällen auch körperlich.“

Auch die Partie auf dem anderen Kleinfeld ist gerade zu Ende, Wolbeck hat Albachten mit 2:0 geschlagen. Bei den Kickern stößt die „Stille Seitenlinie“ auf Gegenliebe. „So kann ich mich ganz auf den Fußball konzentrieren, die Eltern schreien nicht so viel“, sagt Leon Umbreit, Spieler U10 beim VfL. Gibt es denn gar keine Gegenrede? „Manche Eltern können immer noch nicht unterscheiden, ob sie gerade ein Bundesliga- oder ein Jugendspiel sehen“, sagt Graffe. „Aber diese Fälle sind wirklich zur Ausnahme geworden.“

Quelle: Printausgabe Münstersche Zeitung vom 13.05.2014

Dazu passt auch der WDR-Fernsehbeitrag „Wenn Fußball-Eltern ausrasten“ vom 19. Mai 2014 um 23:15 Uhr im Rahmen der Sendung „Sport Inside“.