Jugendcoach: Von Pippi-Alarm bis Kummerkasten

Auf Fussball.de habe ich einen Artikel gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Der Beitrag von Jochen Breideband spiegelt die ganze Bandbreite wieder, die ein Jugendtrainer Tag für Tag und Wochenende für Wochenende erlebt. Aber lest und genießt selber:

Jugendtrainer zu sein, ist im Grunde ein großartiger Job. Kinder sind motiviert, Kinder haben Spaß, Kinder machen Spaß, Kinder sind aufnahmefähig, Kinder lernen schnell. Aber: Jugendtrainer heißt auch, mit ganz besonderen Herausforderungen konfrontiert zu sein. Helikopter-Mütter, der erste Liebeskummer, überehrgeizige Väter, der obligatorische Pipi-Alarm in den unpassendsten Momenten. FUSSBALL.DE gibt anlässlich der Themenwoche Nachwuchsarbeit den Überblick.

Vorsicht, Eltern: Wichtigste Faustregel für Jugendtrainer: Das Problem sind nicht die Kids, sondern (fast) immer die Erwachsenen. Die Palette ist riesig. Da ist zum Beispiel der Vater, der früher in der C-Liga zu Hause war (als Ersatzspieler) und seinem sechsjährigen Sprössling nun ständig Anweisungen zu Fünferkette, falscher Neun und abkippenden Sechsern ins Ohr hustet. Oder der besonders ehrgeizige Erzeuger, der im vollschlanken Sohnemann, der den Ball weiter stoppt als viele Mitspieler schießen, einen kommenden Bundesligaspieler vermutet und diesen vom Coach nicht ausreichend gefördert sieht. Der Ehrgeizling ist auch daran zu erkennen, dass er die Fair-Play-Liga in G- und F-Jugend für ausgemachten Blödsinn hält. Was soll denn daran nur gut sein, dass die Eltern mindestens 15 Meter vom Spielfeld entfernt sein müssen…
Auch beliebt: Helikopter-Mamas, die beim ersten Regentropfen den Nachwuchs nicht ins Training lassen („Bei dem Wetter kann man doch nicht raus. Und dann noch schwitzen! Da wird der Bub nur krank“) oder bei Temperaturen unter 15 Grad ihr Kind nur mit Mütze, Handschuhen, Schal und Strumpfhose spielen lassen. Da kann es als Trainer schon ein Erfolg sein, ihnen zumindest den Anorak und die Schneestiefel auszureden.

Vorsicht, Klamotten: Irgendwas ist immer offen. Ob Jacke oder Schuhe. Oder beides. Gerade in jungen Altersklassen. Bei den Älteren dann eher mal der Hosenstall. Offensichtlich ist: An der Erfindung des Reißverschlusses war garantiert kein F- oder E-Jugendlicher beteiligt. Wichtigste Disziplin für einen Trainer ist allerdings das Schuhebinden. Wer die Schnürsenkel seiner Schützlinge im Eiltempo zusammengeknotet bekommt, kann entscheidende taktische Vorteile erzielen. Augen auf außerdem bei den Schienbeinschützern. Werden sehr gerne vom Nachwuchs beim Anziehen vergessen. Oder in der Kabine liegen gelassen. Nach dem Abpfiff sind die Textilaufgaben übrigens noch lange nicht erledigt. Wer einmal in der Kabine alle Trikots, Hosen und Stutzen (garantiert zu 80 Prozent auf links gedreht) verzweifelt zusammengeklaubt hat, wird wissen, wovon die Rede ist. Und wenn man schon fast auf dem Heimweg ist, kommt garantiert noch ein Nachzügler in voller Montur, der erstaunt fragt: „Oh, habt ihr euch schon alle umgezogen?“

„Ich muss mal – groß!“

Vorsicht, Klo-Alarm: „Ich muss mal.“ Drei Worte, bei denen der Trainerneuling zusammenzuckt, der Routinier gelassen die nötigen Maßnahmen ergreift und der semi-erfahrene Coach genervt mit den Augen rollt. Leider kommt die Nachricht oft in den unpassendsten Momenten – zum Beispiel wenn man vor drei Minuten in der Kolonne zum Auswärtsspiel losgefahren ist oder die Mannschaften gerade im Begriff sind einzulaufen. Der Tipp: Vorher schon nach passenden Örtchen zum Improvisieren Ausschau halten. Später dann: Ruhe bewahren und einfach laufen lassen. Die Königsdisziplin wartet, wenn aus drei vier Wörter werden: „Ich muss mal – groß!“ Darum: Vorsichtshalber immer Taschentücher einpacken. Wenn der Umkleidetrakt 100 Meter entfernt liegt und jede Sekunde zählt, sollte kein Trainer auf die Blätter des nächstliegenden Laubbaums zurückgreifen müssen.

Vorsicht, Blumenpflücker: Mit der Konzentration ist das bei Kindern so eine Sache. Wenn der Ball auf der anderen Seite des Spielfeldes rollt und der Trainer die eigenen Wünsche ignoriert („Ich will auch mal im Tor spielen“), kann es schon sein, dass die Gedanken abschweifen. Da sind dann eben die Vögel am Himmel interessanter oder das zart wachsende Blümchen vor den Füßen auf dem Spielfeld, zu dem man sich setzen kann. Auf Kunstrasen wird das Granulat rausgefriemelt, auf dem Ascheplatz ein bisschen mit den Fingern im Schlamm geditscht. Achtung, Trainer: Bloß nicht schimpfen. Lieber einen Ball geben und die Konzentration darauf lenken. Oder die kleinen Träumer behutsam zur Seite tragen und sie machen lassen. Irgendwann ist auch das schönste Blümchen nicht mehr so interessant.

Vorsicht, Hormone: Auch Blumenpflücker werden älter. Und größer. Und behaarter. Und launischer. Teenager, die Terroristen des Familienlebens, sind tickende Zeitbomben auf zwei Beinen. Wenn man sie falsch anfasst und nicht die richtigen Drähte erwischt – boooom. Darüber hinaus gibt es noch das andere Geschlecht, das früher total doof, aber jetzt auf einmal immer anziehender wird. Da können Fußball und Mannschaft schon mal aus dem Fokus geraten. Also: Dicken Panzer anlegen und schön sensibel sein. Gerade wenn der erste Liebeskummer schwer auf dem Herz von Spieler oder Spielerin lastet. Es war nun mal die große Liebe – bis zur kommenden Woche.

Vorsicht, Party: Kindergeburtstage sind eigentlich eine feine Sache. Strahlende Kids, viele Geschenke, noch mehr Süßigkeiten. Blöd nur, wenn Mama die Geburtstagsfeier auf einen Trainingstag (noch besser: Spieltag) gelegt hat und fast das gesamte Team eingeladen ist. Behutsames Hinweisen sollte sicherlich dem sofortigen Einsatz der Holzhammer-Ansage vorgezogen werden. Mit zunehmendem Alter werden Kollisionen mit dem Training seltener. Aus Feiern werden Partys – und die steigen später, dauern aber auch länger. Was wiederum zu Problemen bei Spielen am Sonntagvormittag führt. Nachzulesen im Leitfaden: „Die Einsamkeit des A-Jugend-Trainers beim Treffpunkt.“

Vorsicht, Schule: Schlechte Noten sind schlecht für alle. Für die Schüler. Für die Eltern. Für die Mannschaft. Für den Trainer. Gerade dann, wenn Eltern zur pädagogisch fragwürdigen Entscheidung greifen, bei schulischen Problemen ein Fußballverbot zu verhängen. Später, in B- und A-Jugend, hat man es dann zum Teil mit den (weh-)leidenden Lernern zu tun. Zu erkennen sind diese am völligen Nichtvorhandensein von Zeitmanagement und dem glasklaren Bewusstsein, dass niemand jemals so viel Last zu schultern hatte wie sie. Leidende Lerner lernen rund um die Uhr – glauben sie. Sie verzichten allerdings weder auf ihr Mittagsschläfchen noch sind sie bereit, an Wochenenden vor 12 Uhr aufzustehen – um sich dann zu wundern, wo die Zeit nur wieder geblieben ist. Dass es eventuell möglich ist, so zu pauken, dass zweimal pro Woche 90 Minuten Zeit fürs Training bleibt, übersteigt die Vorstellungskraft des leidenden Lerners. Zu lernen, dass man dann vielleicht auch mal auf der Bank sitzt, fällt ihm ebenfalls schwer.

Autor: Jochen Breideband (www.fussball.de)

Alte Herren: Katamaran, Debakel und FKK

Wat(t) ’ne Tour!

Es war keine Mannschaftsfahrt, es war ein Beschnuppern mit neuen „Gegnern“.

Am vergangenen Wochenende (16.–18.09.2016) machte sich ein fußballerisch aktiver Teil der „Alten Herren“ des VfL Wolbeck auf nach Borkum, um sich mit den dortigen „Gleichaltrigen“ in sportlichem Wettstreit zu messen.
Eine bunte Truppe, die sicherlich in dieser Konstellation kaum einer so zusammengestellt hätte, fuhr zu diesem Zweck am Freitagmittag, von Norbert Bothen an der Bushaltestelle verabschiedet (den Roten musste er wieder mitnehmen), per Bahn und Katamaran auf die Insel. Wer noch nie Katamaran gefahren ist, sollte sich dieses Erlebnis einmal antun. Diese Geschwindigkeit über Wasser ist atemberaubend!

Angekommen und direkt auf das Spielfeld. Das konnte natürlich nicht gut gehen und dementsprechend breiten wir den Mantel des Schweigens über das Spielergebnis. Fazit: In der Dritten Halbzeit konnten wir den Altersunterschied durch Erfahrung an den Brettern dieser Insel wieder aufholen.
Die faire Atmosphäre des Spiels und des anschließenden Grillabends führte dann zur erhofften Einladung für das Inselturnier des nächsten Jahres. Am zweiten Septemberwochenende 2017 geht es dann gegen „echte“ Alte Herren um sportliche Meriten. Wir freuen uns auf jeden Fall und bedanken uns schon jetzt für die noch zu erwartende schriftliche Bestätigung der Einladung.

Geschlafen wurde im Sportlerheim direkt am Sportplatz.
Die Unterkunft war sauber, das Frühstück reichhaltig, der Charme des Hauses entsprach dem einer 70-er Jahre Jugendherberge. Alles gut also und überhaupt kein Problem, im Schatten des Alten Wasserturms, 15 Minuten Fußweg vom Ortskern entfernt.
Samstagmorgen, der Eine oder Andere war noch ein wenig derangiert oder kam gerade erst nach Hause, ging es zu einer ausgiebigen Fahrradtour um die Insel, 23 Kilometer über Deiche, Strände und andere Wege durch herrliche Landschaften/Naturschutzgebiete (Gegenwind und andere Widrigkeiten wie fest sitzende Bremsen oder den murrenden Hermann-Josef inbegriffen), vorzüglich vorbereitet von Bernd W., dem alten Borkumer Jung. Mittagessen an einer kleinen Fischbude. Lecker und reichlich! Der übernächtigte Experte verließ uns erst dort (Respekt) um ein kurzes Nickerchen zu machen.
Dann die zweite geplante Pause: Zwischenstopp am FKK-Strand. Dort wurde, unter großem Gejohle, ein Mannschaftfoto gemacht. Dann weiter zu einem kleinen netten Verkaufsstand in den Dünen, um der sich einstellenden Unterhopfung (ein übles, oft unterschätztes Krankheitsbild) entgegenzuwirken.

Danach ging es zurück zur Unterkunft. Frisch machen, sammeln zum Bundesliga gucken und dann in den Ort, um sich in das Nachtleben zu stürzen. Vollzählig und immer als Einheit auftretend, eine echt tolle Truppe hatte sich dort zusammengefunden und einen Mannschaftsgeist entwickelt, den vorher kaum einer erwartet hatte.
Spät war es.
Am nächsten Morgen sah man einigen Spezialisten die Strapazen schon an, aber was tut man nicht alles für die Mannschaft.
Sonntag dann zurück und am Nachmittag wieder in Wolbeck.

Fazit:
Ein tolles Wochenende, hervorragend organisiert (Danke Bernd), viel gelacht, auch und gerade über Fotos vom FKK-Strand, die dann nach Dubai gegangen sind (Ali sei Dank). Auch beim Training am letzten Montag hatten einige noch den Sand aus Borkum in den Schuhen.

Wir freuen uns auf das nächste Jahr und hoffen, dann sportlich besser abzuschneiden.

Bericht: Andreas „Weste“ Westenberg

U10-Junioren spielen in ihrer ganz eigenen Liga | Stille Seitenlinie und kein Schiedsrichter

Ab dieser Saison werden sämtliche Spiele der U10-Junioren als Fair-Play-Liga ausgetragen.

Was bedeutet das, was steckt dahinter?
Hier die Erklärung…

Drei simple Regeln und ein langfristiger Effekt (Quelle: FLVW)

Was 2007 in Aachen begonnen hat, erobert langsam aber kontinuierlich die Kinder-Fußballplätze der gesamten Nation: die Fair-Play-Liga. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine innovative Organisationsform für den Kinderfußball. Ziel dabei ist es, die Rahmenbedingungen und Emotionen rund um das Kleinspielfußballfeld zu beruhigen.

Bei der Fair-Play-Liga stehen der Fußball und der Spaß an der Bewegung im Mittelpunkt. Die Kinder können sich zu 100 Prozent auf den Ball und den Gegner konzentrieren. Insgesamt bieten drei Regelzusätze den Trainern gute Möglichkeiten, die Kinder in ihrer Entwicklung, in der Durchsetzungsfähigkeit und in der Akzeptanz von Regeln zu fördern.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der nach den Jugendfachtagungen 2013 die Empfehlung aussprach, die Organisationsform in der kommenden Saison deutschlandweit umzusetzen, erhofft sich durch die relativ simplen Anpassungen im Spielbetrieb langfristige Auswirkungen im gesamten Fußball. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) war einer der ersten Pilotverbände, die bereits vor einigen Jahren die neue Organisationsform erfolgreich getestet hat.

In der Fair-Play-Liga gelten die normalen Fußball-Regeln für die jeweiligen Altersklassen. Dazu kommen jedoch drei ganz entscheidende Zusätze:

(1) Abstand der Zuschauer zum Spielfeld

Eltern und Zuschauer müssen einen entsprechenden Abstand zum Spielfeld einhalten. Diese Regel bewirkt, dass es viel ruhiger auf dem Feld ist. Die Eltern stehen zu weit weg, um sportlich Einfluss auf ihre Kinder zu nehmen. Anfeuerungsrufe gibt es noch, aber nicht mehr diese Menge an teils aggressiven Kommandos, die die Kinder nicht verarbeiten können. Das tut dem Eltern-Kind-Verhältnis gut.

(2) Die Trainer beider Teams agieren gemeinsam

Die beiden Trainer stehen direkt nebeneinander und treten sozusagen als ein Trainerteam auf. Diese Regel reduziert ebenfalls die Hektik auf dem Platz. Konflikte und negative Emotionen von siegorientierten Trainern entstehen seltener. Außerdem bekommen die Trainer ein Bewusstsein dafür, dass gegenseitiges Betrügen und Anpöbeln nichts auf dem Fußballplatz zu suchen hat. Der Wettkampf soll fair und sauber ablaufen. Der Verlierer sucht erst einmal die Verantwortung bei sich und nicht beim Schiedsrichter.

(3) Die Kinder entscheiden selbst

Es wird ohne Schiedsrichter gespielt. Diese Regel sorgt dafür, dass die Kinder selbst Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Sie befinden sich im besten Lernalter: Es gilt, ihnen beizubringen, dass sie selbst dafür verantwortlich sind, dass ein Spiel sauber und fair abläuft. Dies vergessen sie dann bestenfalls später nie mehr. Falls die Spieler mal nicht weiter wissen, kommen ihnen die Trainer gemeinsam zu Hilfe.